Under the ruins, the beach!

Ansatze zu einem Situationismus

Auszug aus dem Buch

Text Ole Harald Dahl

Europa, Europa – es ist mir nie gelungen…
(Meditations-paraphrasierungen)

ICH HABE WEDER im Liebesleben, im Arbeitsleben noch im freiwilligen Organisationsleben Erfolg gehabt, wie man so sagt. Es buttet bei jeglichem Versuch dagegen, ob es nur eine Initiative, ein kleiner Versuch von mir ist, oder ob es eine liebe Teilnahme seit zehn, zwanzig oder vielleicht sogar dreißig Jahren gewesen ist. – Es stösst etwas dagegen! Es türmen sich Barrieren auf und Wandleuchter blinken… … sobald Gewinn- und Positionierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. –
«Aber Sie können Ihr eigener Innovator werden», klingt es jetzt von den neoliberalen Marktakteuren. «Wir müssen nicht länger Angestellte oder ordinäre Teilnehmer sein!»

Ja, ich kann ja mein eigener Innovator werden. Ich muss vielleicht ein bisschen mehr geben, und wer tut das nicht, wenn du in deinem eigenen Leben Direktor werden kannst?
Aber nein,- ich bin trotzdem noch erfüllt von dem einfachen Glauben, dass nur im Zusammenspiel mit den anderen etwas wirklich Sinnvolles entstehen kann. Das Unternehmen darf nicht als bürgerlicher Erfolg erscheinen, sondern muss ein Erlebnis von Sinn vermitteln, das die Bereitschaft weckt, Barrieren und aufsteigende Wandleuchter zu forcìeren – in einjeder –in aller Zusammenarbeit und aller Interaktion.

WENN ES DUNKEL UND SCHWARZ UND STILL IST, und das Leben nicht weitergeht, – wenn ich an einer Endstation angekommen bin, und es ist mehrmals passiert, dann gibt es im Grunde genommen nur einen Ort an den ich gehen kann, – dann gibt es nur einen Ort an den ich mit dem Blick hinschauen kann:
Was war, es ging nicht weiter, – weder die Träume, die Ideale noch die persönlichen Utopien. – Wenn es dunkel und ganz still geworden ist und nichts mich mehr zu einem weiteren Schritt vernlaassen kann, abgesehen von einem möglichen aller Letzten, dann gibt es nur einen Ort wo ich hinschauen kann, dann gibt es nur ein Ort an den ich mich wenden kann …. und diesen Ort mache ich selbst aus, so wie ich mit all den Anderen zusammenhänge und wir alle Kinder von Màter Naturalis sind, – ja, so hänge ich mit mir selber zusammen.

DIE QUELLE DER SELBSTÜBERWINDUNG lebt tief in uns allen, – und ich, so wie ich im Drama des Lebens keine andere Möglichkeit sehe, als einen langsamen Versuch mich als eine Art Navigations-Kapitän in meinem eigenen Leben mich zu zertifizieren, – so habe ich nichts anderes oder etwas Besonderes mehr zu bieten, als was mir meine Vernunft in Form von Gedanken und Intuitionen auf der Reise eingeben kann. – Aber was dann, wenn ich strande, – wenn ich aus irgend einem Grund es nicht schaffe, davon auszugehen was mir die Vernunft und die Intuition eingeben kann? – Was, wenn die Umstände Vernunft und Intuition außer Spiel setzen, und es nur ein letzter, fast irrationaler Selbstüberwindungsdrang ist, der weiterführen kann?
Dann kann ich das entdecken, was in mir viel größer und auch viel stärker ist, als was ich bin, – und es ist nichts anderes als eine edlere und vollere Seite meiner eigenen menschlichen Natur, eine Seite die nur ein gewisses Maß an Ruhe erfordert , einen langfristigen Willen und ein gewisses Interesse an der Welt. Vielleicht nachfragen, rückwärts-sehen, memorierend, wann man gestrandet ist und da liegt wie ein an-Land-gestrandetes Schiffswrack? – Aber gerade dann, – dann kann es als Geschenk von mir an mich selbst gegeben werden, wenn ich im Schiffswrack auch nur einen Hauch einer Sinnherausforderung realisieren kann, – in der Unzulänglichkeit der vorhergehenden Navigation und dessen Ende.

NIEMALS FÜHREN UNSERE NATUR UND UNSERE INSTINKTE ZU JENEM MENSCHEN IN UNS, der für Selbstüberwindung, Entwicklungspotenziale, Zukunft, neue Formationen, neue Initiativen und neue Verbindungen steht.

Wenn ich aber erst den Blick habe, wenn ich eine Idee habe, eine Ahnung, einen Ausblick, eine Gewissheit und ein deutliches Gefühl dafür, wohin ich will, – dann kann ich Jahre und Jahrzehnte der Dunkelheit und Einsamkeit durchwandern. Und wenn ich Durchhalte-Kraft besitze oder hervorzubringen versuche, eine Durchwanderungs-Fähigkeit, die dann einen Durchbruchswillen entzünden kann, wie es in der Fußballsprache heißt, – dabei in tiefer Andacht und Hingabe an die göttliche Weisheit, die damit einhergeht, die treibt und in den Prozessen der Evolution verweilen, – so wie ich dann in einer solchen Situation, zu einer klassischen Aufnahme und Hingabe an die Umarmung der Gottheit getrieben werden kann, so ist dann die Umarmung der Gottheit nichts anderes als ein feinerer Aspekt meiner menschlichen Natur, – und meine Instinkte, – mein menschliches Urbild, – und ich selbst werde dann als ein potentielles schöpferisches Wesen zu, – als Wesen im Wesen, – ja, dann bin ich am Anfang des zukunftsgerichteten, antiamerikanischen, neuen Menschen in mir hinblickend.

DAS ALLKUNSTWERK WAR EINE IDÉ, ein Konzept und eine Intention, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa – und vor allem im deutschsprachigen Kulturraum aufkam, – und dann ganz plötzlich wieder verschwand.
Aber einen Aspekt haben wir von dieser Idee und dieser Zeit, von diesem großartigen Konzept bewahrt: Alle Künste sollten zusammenwirken: Tanz, Gesang, Musik, Poesie, Malerei, Bildhauerei, Dramatik und Rezitation, Licht und Ton, Rauch, Installationen sowie Ton und Film, – in szenischen und architektonischen Formen gepflegt und eingehüllt. Aber nicht nur das! – Kunst wurde im Zusammenhang mit dem Kunstwerk als ein Prozess, als ein möglicher kontinuierlicher Prozess betrachtet, bei dem Medium und Werk nur ein Aspekt waren. Der Darsteller oder Künstler auch ein Aspekt! Nun wurde auch der Empfänger in die Arbeit einbezogen, das heißt in den Prozess. Was hat die Arbeit oder Leistung verursacht? Was entstand im Spannungsfeld zwischen Zuhörer oder Zuschauer / Empfänger und den Ausübenden, plus das Werk?

Und das Werk, wie es in älteren Zeiten einseitig und isoliert betrachtet wurde – als Das Große Werk, das erfolgreiche oder das etwas weniger erfolgreiche, – nahm im Laufe des 20. Jahrhunderts einen Charakter mit unterschiedlichen Nuancen an, je nachdem, wo und wann es gezeigt wurde, und nicht zuletzt für wen, damit es ein andermal etwas anderes auslöste.
Das Publikum, der Betrachter, der Zuschauer oder der Empfangende wurde zu einem neuen und wesentlichen Aspekt der Ästhetik. Das Allkunstwerk als Idee und Konzept brachte dies zur Aktualität.

Obwohl diese Idee und dieses Konzept heutzutage einen geringeren Stellenwert und eine geringere Gültigkeit haben, so hat die Frage, was in der Triade von Künstler, Werk und Betrachter vor sich geht, durch genau das, was sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert abspielte, zunehmend an Aktualität gewonnen.
Es ist nicht mehr nur der Künstler und das Werk worum es geht! Nicht zuletzt geht es jetzt auch darum, was das Werk in mir als Beobachter, als aktiv Zuhörender, als Zuschauer oder sogar als aktiver Leser bewirkt. Als Leser können wir heute als Künstler auf der gleichen Ebene wie der Autor selbst angesehen werden, ja, vielleicht sogar als zugehörig in eine andere und höhere Liga für Lesekompetenz, als das, was der Autor und das Werk angesehen werden kann, als angemessene oder gerechte Herausforderung?
Heute ist die Triade Künstler, Werk und Beobachter genau so wichtig wie einst der Künstler mit dem großen K, wenn es um die Kunst als einen Prozess geht und nicht primär darum, was das Werk in Kronen, Euro oder Dollar von sich abwerfen und machen kann.

DER MENSCH, DER DURCH ÜBUNGSARBEIT, DURCH WAHRHEITSORIENTIERUNG UND DURCH ÜBENDE ERKENNTNISAKTIVITÄTEN LANGSAM ÜBER SICH SELBST EMPORWÄCHST, – dieser Mensch setzt sich selber, nach und nach, in eine Position. wo er frei gestellt wird von den vielen Illusionen und von der Inaktivität. in die man sich bewegt, wann man sich den festgelegten Wahrheiten eines Predigers anschliesst. Er setzt sich frei von der Wiederholung etablierter Wahrheiten des Predigers, unabhängig davon, ob es sich um religiöse oder naturwissenschaftliche Wahrheiten handelt, oder ob es solche philosophischen Wahrheiten sind, die in Erweiterung des Aufklärungsparadigmas oder des heutigen neoliberalen Erfolgs- und Gewinnparadigmas hergestellt worden sind.

Der übende Mensch, der durch die Mobilisierung der Willenskraft im Bewusstseinsfeld seine Fähigkeit zur empfindenden Einfühlung intensiviert, – dieser Mensch erobert nicht nur eine aktive und kreative kognitive Fähigkeit auf einer neune Ebene, die sich in der nächsten Runde ähnlich der Fähigkeit eines Lebenskünstlers enfalten kann, – als Ausgangspunkt für die Orientierungsfähigkeit und Handlungskompetenz des Lebenskünstlers, – nein, dieser Mensch macht sich auch selbst zu einem neuen Kompost und Katalysator für eine neue Welt, indem er in aller Einfachkeit an einer Transformation der früheren Schöpfungen der Kulturmenscheit begonnen hat. Diese Schöpfungen leben und wirken in ihm oder in ihr, als einer Erdboden von dem er oder sie sich ernährt hat und noch lässt sich ernähren, – und jetzt lässt es sich metamorphosieren, dieser alte Erdboden, für diesen übenden und wahrheits-suchenden Menschen zu einem neuen Erdboden der Menschheit, – den wir dann alle aufsuchen können auf unseren Übungs- und Bildungswegen.

WER NACH EINER WAHRHEIT VON ALLGEMEIN-GÜLTIGEM WERT SUCHT, der kann sich nicht damit zufrieden geben, nur das Gegebene zu berücksichtigen. Es wird dann möglicherweise eine vergangenheitsbedingte Wahrheit sein, eine etablierte Konvention.
Wer eine Wahrheit sucht, die auch für die Zukunft gültig sein kann, muss sie ausarbeiten, anstatt nur das Gegebene zu betrachten und zu analysieren. Diese Person muss Kreatives, sich Selbstüberwindendes und Erkentniserneuerndes hervorbringen, – in den Situationen hervorbringen, in denen diese Person anwesend ist, wo er oder sie hineingetrieben wird und für einen kurzen oder längeren Zeitraum bleibt, damit das, was in die Zukunft tragen kann, zum Tragen kommt und in der Gegenwart Gültigkeit erlangt. – Eine solche erkenntniserneuernde Aktivität wird auch von den denkenden Augen anderer betrachtet werden können, genauso wie das Gegebene gesehen wird, was aus der Vergangenheit stammt.

JEDE TAT, DIE ICH SELBER BEGANGEN HABE, wird mir für immer folgen, und zwar zu allen Zeiten und zu allen Epochen, bis ich mich mit dem Leben so vereinigt habe, in dem die Handlung ständig ihre Wirkung entfaltet. Ebenso wird jeder Gedanke, den ich selbst gedacht habe, oder jedes Gefühl, das aufgetaucht und durch mich getrieben ist, und folglich mein Bewusstsein berührt hat, auch in der Beziehung der Welt zu mir fortbestehen und seine Wirkungen durch alle Zeiten und alle Epochen ausüben in meiner Beziehung zur Welt, weil jeder Gedanke und jedes Gefühl auch etwas von der Natur der Handlung und des Willens hat, wenn es zuerst gedacht oder gefühlt wird, und dadurch zu Bewusstsein gekommen ist. – Die Gedanken und die Gefühle, oder die Empfindungen, werden weiterhin in der Welt und in meiner Beziehung zur Welt wirken, bis ich mich mit einer neuen Intensität dafür sowie für meine Beziehung dazu interessiere, so dass die Welt und ich uns langsam einen.

DER MENSCH, DER DIE VORGEGEBENEN ODER SCHON ERWORBENEN BEDINGUNGEN FÜR EIN PRAKTISCHES, SOZIALES, KOGNITIVES ODER KREATIVES LEBEN ÜBERSTEIGT, – dieser Mensch muss einen Willen aus unbekannten und unsichtbaren Quellen in seiner oder ihrer menschlichen Natur mobilisieren. Es ist also dieser unbeachtete und unerkannte Aspekt der tieferen Natur der Persönlichkeit, der sich dann in Form eines neuen Blickes, einer neuen Sensibilität, einer neuen Flexibilität, einer neuen Durchhaltekraft, einer neuen Fähigkeit zur Ausdauer und eines neuen Kampfgeistes zeigt. – Folglich repräsentiert dieser voraussetzungsüberschreitende Mensch einen neuen, zukunftgerichteten Menschenkeim, ein Mensch im Werden, der langsam aus der gegebenen Persönlichkeit hervorgehen kann.

Ein solcher zukunftsorientierter menschlicher Keim ist als ein Kind des Todes anzusehen, indem dieser Mensch angesichts des Todes bewusst geworden ist, dass er seine gegebenen oder gelernten Voraussetzungen übersteigen kann. Infolgedessen hat diese Person Anteil an etwas Dauerhaftem bekommen, etwas Ewigem und repräsentiert somit die Ewigkeit innerhalb des eigenen, praktischen Alltags dieses Menschen, da sie jetzt mit der Welt und mit anderen Menschen interagiert, ohne dass die anderen gewahr werden,womit sie jetzt haben zu tun.

WENN ICH DIE LIEBE VERMEIDE, dann entziehe ich mich auch den Möglichkeiten einer wahrheitsgemäßen Vereinigung mit meinem eigenen Wesen. Wenn ich die Liebe vermeide, entziehe ich mich der Gelegenheit, mich mit der Welt und den anderen zu vereinen, so wie wir alle von Natur aus als eine große Schicksalsgemeinschaft zusammenhängen, – ein Projekt, das wir realisieren, aber nur durch einen Individualisierungsweg, dadurch dass wir alle unseren eigenen Weg zu einer selbstbewussten Wiedervereinigung mit unserem eigenen Wesen gehen, in einem Versuch, Sinn für die himmlischen Akteure zu schaffen, indem wir das Kreativitäts- und das Liebespotential verinnerlichen, das einst durch Ozeane von Zeit ausgegossen wurde, als der Mensch, die Erde und der Kosmos geschaffen wurden; – diesmal jedoch mit dem Neuen, das ich selber bin, wie wir es jetzt alle sind, als Wesens-Substanz in unserem selbstbewussten, suchenden Ich. So ist es uns jetzt gegeben, einen Weg einzuschlagen, auf dem wir uns als schöpferische Wesen ausbilden, so wie die Götter einst eine umfassende, schöpferische Dienstleistung begonnen haben, nach einer noch vorausgehenden Dienstleistung, mit einer anschließenden Stagnation als Auftakt zu dem, was dann zu ihrem Hauptprojekt wurde: die Erde und der Mensch.

SOGAR DER SCHMERZ, IN DEN ICH HINEINGETRIEBEN WERDE, wenn das Leben und das Schicksal mich überraschend und kraftvoll trifft, so dass ich mehr oder weniger aus dem Spiel gesetzt werde, – dieser Schmerz, der dann entsteht, der kann geboren sein aus einer schicksalsbildenden Liebe für sowohl mich wie für die Welt.

Eine solche Liebe kann ich gewahr werden, wenn ein solcher Rückschlag neue und bisher unerkannte Selbstüberwindungskräfte in mir aktiviert. Und wenn ich zuerst solche neuen und bisher unerkannten Selbstüberwindendungskräfte auf den Spielplatz hinein gebracht habe, das heißt in meine eigene Lebenssituation hinein, dann habe ich Aspekte meines verborgenen, aber wahren Wesens drinnen in der Existenz aktualisiert. – So hat sich dann die Ewigkeit in meinen Alltag und mein vergängliches Leben hineingefügt.

Wäre ich ohne eine solche Erfahrung geblieben, wäre die Liebe nicht da!

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